Leidenschaft ist eine Eigenschaft, die Leiden schafft. Eine Redewendung, die auf 18 Studentinnen und Studenten der ETH Zürich und Universität Zürich besser nicht passen könnte. Sie kennen sich hauptsächlich aus der studentischen Organisation «tanzquotient.org» und haben sich in ihrer Freizeit dem Latein-Tanzen verschrieben. Sie geben sich aber nicht dem Paartanz hin, sondern sind mittlerweile eine Latein-Formation. Eine Form notabene, die in der Schweiz eher unbekannt ist und im STSV als Wettkampfdisziplin (noch) nicht angeboten wird. Diese Ausgangslage und weitere besondere Umstände verlangten von diesen jungen Menschen in den letzten Monaten und Wochen enorm viel Kreativität, Widerstandskraft und Durchhaltewillen.
Christoph Hellings, der an der ETH Zürich in der Forschung tätig ist, brachte das Formations-Virus aus Deutschland in studentische Kreise hinein. «Ich habe im Herbst 2022 eine Showtanzgruppe aufgebaut, die mittlerweile einige Auftritte hatte, so auch am Zürcher Polyball», erzählt er stolz. Da seine Mitglieder unter der Woche verschiedenen Studienlehrgängen nachgehen, hat sich der Sonntagabend als idealer Trainingsabend herauskristallisiert. Da die Stadt Zürich zu diesem Zeitpunkt aber keine Sporthallen zur Verfügung stellen möchte, muss Hellings für die wöchentlichen Trainings vorübergehend in einen genügend grossen Saal im Hallenbad Zürich City ausweichen. «Wir lösen nun jedes Mal einen Eintritt für den Hallenbadbesuch, um vier Stunden gemeinsam tanzen zu dürfen», schmunzelt Hellings. .
Schon bald entstand in dieser motivierten Gruppe der Wunsch, nebst Showauftritten auch an Wettkämpfen teilzunehmen. Die dafür erforderlichen Lizenzen lösten sie über den STSV-Club Dance Unlimited Zürich (DUZ), und der Schweizer Tanzsportverband unterstützte diese Idee von Beginn an nach besten Kräften. Hellings, der in früheren Jahren als Formationstänzer in Wasserburg getanzt hatte, meldete die neue DUZ-Formation mit STSV-Unterstützung sodann in der Landesliga Süd Bayern Latein an, so dass Ende Januar der Teilnahme am ersten Turnier eigentlich nichts mehr im Wege stand. «Es wurde aber eine abenteuerliche Reise», berichtet Hellings. «Wir wollten mit dem Zug nach Leipzig fahren, doch aufgrund des mehrtägigen Streiks der deutschen Lokführer mussten wir kurzfristig auf einen Flixbus ausweichen.» Für die Reststrecke an den Turnierort Altenburg habe der Veranstalter dann ein paar freiwillige Fahrer organisiert.
Die DUZ-Formation trotzte all diesen Widerständen, schnitt auf Anhieb hervorragend ab. Ihr 2. Schlussrang und besondere Anreise-Geschichte brachte sie sogar in die Regionalpresse. Mittlerweile verfeinert und optimiert Hellings – mit tatkräftiger Unterstützung von Yulia Dreier und Volodymir Kasilov (DUZ) sowie Lucas Münster (Tanzquotient) – die «Queen»-Choreographie für die nächsten Landesliga-Turniere, welche im März in Nürnberg, München und Wasserburg stattfinden werden. Der Appetit ist gross, weitere Erfahrungen als Schweizer Latein-Formation zu sammeln.
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Nochmals eine Redewendung, die passt.